Die verborgenen Kosten der vermeintlich kostenlosen Spiele
Die 13 - jährige Jule aus Köln beschreibt den Reiz dieser Spiele: "Sie sind richtig süß animiert und machen Spaß." Doch hinter den bunten Oberflächen verbergen sich Risiken, die sowohl Kinder als auch Eltern beachten sollten.Viele Handyspiele sind so gestaltet, dass sie zum Weiterspielen verleiten und oft erhebliche finanzielle Investitionen fordern. Jule berichtet, dass einige ihrer Freunde bereits über hundert Euro in diese vermeintlich kostenlosen Spiele investiert haben. "Das finde ich krass, man könnte mit diesem Geld so viel anderes machen", sagt sie. Diese Beobachtungen werden von der Stiftung Warentest bestätigt.
Die Stiftung Warentest hat 16 populäre Handyspiele getestet und dabei festgestellt, dass die meisten Spiele für Kinder ungeeignet sind. Holger Brackemann von der Stiftung Warentest fasst die Ergebnisse zusammen: "Wir haben eine Menge nicht kindgerechter Inhalte gefunden, zum Beispiel rechtsextreme oder antisemitische Nutzernamen in Chats." Zusätzlich seien die Spiele so designt, dass sie den Spieler dazu verleiten, immer mehr zu spielen und immer mehr Zusatzinhalte zu kaufen. "Der Spielfluss stoppt zum Beispiel und man kommt erst ins nächste Level, wenn man eine Waffe gekauft hat", erklärt Brackemann.
Die Rolle der Eltern und Maßnahmen zur Sicherheit
Ein generelles Verbot von Handyspielen ist laut Fachleuten wie Deborah Woldemichael von der EU - Initiative "klicksafe" keine Lösung. Mobile Games sind ein fester Bestandteil der Freizeitgestaltung von Kindern und Jugendlichen geworden. Laut der JIM - Studie des Medienpädagogischen Forschungsverbunds Südwest spielten 2023 etwa 72 Prozent der Zwölf - bis 19 - Jährigen täglich oder mehrmals pro Woche Computer - oder Smartphone - Spiele.
Woldemichael appelliert daher an die Eltern, sich intensiv mit den Spielen und dem Spielverhalten ihrer Kinder auseinanderzusetzen. "Gerade bei den kostenlosen Spiele - Apps sollten sich Eltern die Einstellungen auf den Geräten, auf denen gespielt wird, regelmäßig zusammen mit ihren Kindern anschauen und die Nutzungsbedingungen für die Apps festlegen." Eltern können die Sicherheit erhöhen, indem sie In - App - Käufe deaktivieren oder Chat - Funktionen so einstellen, dass ihre Kinder nicht mit Fremden kommunizieren können. Auch das Ausschalten von Push-Benachrichtigungen kann hilfreich sein, um die ständige Erinnerung an das Spiel zu unterbinden.
Aufklärung und Alternativen in der Kinder - und Jugendfreizeiteinrichtung
In der Kinder - und Jugendfreizeiteinrichtung "Die Arche" in Köln kümmern sich Einrichtungsleiterin Maike Hess und ihr Team darum, die Kinder für die Risiken exzessiven Spielverhaltens zu sensibilisieren. Früher gab es hier ein Handy - Verbot, inzwischen hat man die Smartphones in den Alltag integriert. "Alles, was die Kinder hier in der Einrichtung machen, können wir noch kontrollieren und beeinflussen, von daher ist wichtig, dass wir das mitkriegen", sagt Hess. Die Sozialpädagogin betont die Wichtigkeit, den Kindern die manipulativen Spieldesigns in populären Spielen zu erklären. Es gibt auch Initiativen wie "klicksafe" oder "schau hin", die umfangreiche Informationen und Unterstützung anbieten. In der "Arche" bietet man bewusst Alternativen an: sowohl analoge als auch elektronische Spiele, die pädagogisch wertvoll sind und den Kindern eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung ermöglichen.
Handyspiele sind aus dem Alltag von Kindern und Jugendlichen nicht mehr wegzudenken. Es liegt in der Verantwortung der Eltern und der Gesellschaft, die Kinder vor den Risiken zu schützen und ihnen gleichzeitig sinnvolle Alternativen aufzuzeigen. Durch Aufklärung, sichere Einstellungen und bewusstes Spielen können die negativen Auswirkungen minimiert und der Spaß an der Nutzung von digitalen Spielen erhalten werden.
Quelle: Tagesschau